Nanotechnologie: kleine Ursache, grosse Wirkung

Nanotechnologie farbig

Bei Farben und Lacken wird immer häufiger für die Nanotechnologie geworben. Doch was bringt sie wirklich? Roger von Niederhäusern, Leiter Anwendungstechnik bei der Dold AG, gibt Auskunft.

Die Nanotechnologie wird seit über 50 Jahren angewendet. Was muss man sich darunter vorstellen?
Von Niederhäusern: Die Nanotechnologie beinhaltet die Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Materialien und Bauteilen mit Abmessungen im molekularen oder atomaren Grössenbereich. Die Grösse der Nanoteilchen bewegt sich zwischen 0,1 und 100 Nanometer, wobei ein Nanometer einem Milliardstel Meter entspricht. Man kann sich dies gut anhand des Grössenverhältnisses zwischen der Erde und einer Orange vorstellen: Dasselbe Grössenverhältnis besteht zwischen der Orange und einem Nanoteilchen.

Welche Vorteile bringt die Nanotechnologie bei Farben und Lacken?
Bei Farben und Lacken – zum Beispiel Kunstharz – wird sie schon seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt. Sie begünstigt vor allem die Fliesseigenschaften der Farbe. Auch Bindemittel, die neben Pigmenten, Additiven, Füllstoffen und Lösemitteln in einer Farbe enthalten sind, können so optimiert werden. Farben dringen dadurch bei Tiefengrundierungen besser in das Substrat ein. Bei Klarlacken, die keine Pigmente enthalten, kann durch die Nanotechnologie vor allem die Kratzbeständigkeit erhöht werden.

Hat sie auch Nachteile?
Ich würde hier weniger von Nachteilen als von Einschränkungen sprechen. Die Kratzbeständigkeit lässt sich nur bei Klarlacken erhöhen, da die Wirkung bei Farben durch die Pigmente verloren geht. Zudem ist die Technologie heute noch sehr teuer. Man sollte gut abwägen, wo ihr Einsatz sinnvoll und der Preis gerechtfertigt ist. Denn leider wird die Technologie oft für Marketingzwecke missbraucht und als Wundermittel angepriesen.

Wofür werden Nano-Produkte heute angewendet?
Nano-Klarlacke werden vor allem in der Automobilindustrie oder zur Behandlung von Parkettböden eingesetzt. Auch Holzlasuren, die zur Beschichtung von Holzchalets benutzt werden, kommen dank ihrer UV-absorbierenden Wirkung häufig zum Einsatz. Nano-Farben trifft man vor allem im Bereich der Tiefengrundierungen an. Zudem wird die photokatalytische Wirkung von Nano-Farben beim Einsatz in Innenräumen getestet. Ziel wäre, dass die Farbe übelriechende oder schädliche Moleküle aufspaltet und absorbiert. Im Labor konnte die Wirkung bestätigt werden – in Wohnräumen muss sie sich noch bewähren.

Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten sehen Sie?
Vor allem was die Kratzbeständigkeit von Lacken und Konservierungsmitteln betrifft, wird es neue Produkte geben. Wird die Nanotechnologie technisch sinnvoll eingesetzt, sind weitere Fortschritte zu erwarten. Der Markt wird jedoch in Zukunft zwischen «echter» Wirkung und «falscher» Marketingblase unterscheiden müssen.

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